Sicheres Arbeiten im Labor - Fachinformation

Querverweise
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Der beste Schutz ist es immer noch, auf ungefährliche oder weniger gefährliche Stoffe, Gemische und Erzeugnisse auszuweichen.

Deswegen ist der Arbeitgeber Pop-up Buttonverpflichtet eine Substitution, d.h. das Ersetzen von Gefahrstoffen oder Verfahren durch weniger gefährliche zu prüfen. Ist die Substitution möglich, muss er sie vorrangig vor allen anderen Schutzmaßnahmen gegen Gefahrstoffe durchführen. Die Prüfung ist in der Gefährdungsbeurteilung zu Pop-up Buttondokumentieren.

Wichtig ist dabei, die Pop-up ButtonGesamtgefährdung zu beurteilen. Es müssen also die Summe der Stoffeigenschaften, das Verfahren und die Expositionsmöglichkeiten verglichen werden, um zu erkennen, ob der mögliche Ersatz tatsächlich weniger gefährlich ist.

verpflichtet

Die Verpflichtung ergibt sich aus § 6 Abs. 1 und § 7 Abs. 3 der Gefahrstoffverordnung. Auch in der Ausbildung müssen die Stoffe mit der jeweils geringsten Gefährdung, die dem Lehrzweck genügen, eingesetzt werden.

dokumentieren

Die Substitutionsprüfung können Sie z.B. im Gefahrstoffverzeichnis als Anlage zur Gefährdungsbeurteilung dokumentieren. Hier reicht ein Vermerk zur Durchführung der Prüfung und ggf. eine Begründung bei einem Verzicht auf Substitution (bzw. ein Verweis auf einen entsprechenden Text).

Gesamtgefährdung

Ein Stoff, der aufgrund seiner Kennzeichnung harmloser erscheint, kann trotzdem hinsichtlich seiner Handhabung gefährlicher sein als der andere.

Dimethylsulfat wird z.B. als sicher krebserzeugend eingestuft. Es liegt nahe, diesen Stoff durch das nur unter Verdacht stehende Iodmethan zu ersetzen. Iodmethan hat allerdings bei 20 °C schon einen Dampfdruck von 438 mbar, Dimethylsulfat dagegen nur 0,6 mbar. Ist die Methylierungs-Reaktion exotherm, besteht die Gefahr, dass das Iodmethan (Siedepunkt = 42 °C) entweicht und gasförmiges Iodmethan zu einer größeren Gefährdung führt als Dimethylsulfat in Lösung. Ob eine Substitution sinnvoll ist, muss deswegen im Einzelfall abgewogen werden.

Hilfestellungen zur Substitutionsprüfung finden Sie in der TRGS 600 „Substitution”.

Beispiele

Hier finden Sie einige Beispiele für Substitutionen von Gefahrstoffen. Weitere Hinweise auch zur Substitution von Verfahren finden Sie in den Laborrichtlinien DGUV Information 213-850, Abschnitt 3.6.

Gefahr- und Ersatzstoffe Erläuterung
Toluol oder Cyclohexan anstatt Benzol Toluol oder Cyclohexan können als Ersatz des krebserzeugenden Benzols als Schleppmittel für Wasser oder als Lösemittel beim Umkristallisieren verwendet werden.
Benzylbromid anstatt Benzylchlorid Benzylbromid kann das krebserzeugende Benzylchlorid ersetzen (kein Verdacht auf krebserzeugendes Potenzial, bessere Reaktivität). Sowohl Benzylbromid als auch Benzylchlorid sind stark tränenreizend. Hier sind entsprechende Maßnahmen einzuleiten.
Orangegel anstatt Blaugel Der Feuchtigkeitsindikator des Blaugels besteht aus einer krebserzeugenden Cobaltverbindung. Eine schwermetallfreie Alternative ist Orangegel (Silicagel orange oder Silicagel rubin).
Trimethylsilyldiazomethan anstelle von Diazomethan Das Derivat Trimethylsilyldiazomethan ist sicherer handhabbar als Diazomethan: Es wird als gebrauchsfertige Lösung in Hexan oder Diethylether verkauft. Die aktive Komponente muss nicht erst in situ hergestellt werden wie bei Diazomethan. Das Derivat besitzt außerdem keine Explosionsneigung, ist allerdings sehr teuer.
Thymolphthalein anstatt Phenolphthalein Phenolphthalein wird als krebserzeugend und möglicherweise mutagen und reproduktionstoxisch eingestuft. Der Indikator kann durch Thymolphthalein ersetzt werden, das derzeit nicht als Gefahrstoff eingestuft ist. Der Umschlagsbereich ist fast gleich (9,4 - 10,6 statt 8,2 - 10,0).
(2-Chlormethoxyethyl)-trimethylsilan oder (2-Chlormethoxyethyl)-methylchlorid anstatt (Chlormethyl)methylether (Chlormethyl)methylether dient als Schutzgruppenreagenz und ist stark krebserzeugend. Die Verbindung siedet bereits bei 59 °C und hat damit ein hochgradig gefährliches Freisetzungspotenzial. Bei der Herstellung sollte ein Verfahren gewählt werden, das kein Bis(chlormethyl)ether als Nebenprodukt bildet (z.B. Herstellung aus Säurechloriden und Dimethoxymethan). Als Ersatz können ggf. verwendet werden: (2-Chlormethoxyethyl)-trimethylsilan (nicht krebserzeugend, sehr teuer) oder (2-Chlormethoxyethyl)-methylchlorid (krebserzeugend, deutlich geringerer Dampfdruck, käuflich erhältlich).
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